Gedenken an 80 Jahre Überfall auf die Sowjetunion
Liebe Aktive, Mitglieder und Mitarbeiter*innen des Vereins Mahnmal Kilian,
Bericht zum Gedenken am 80. Jahrestag in Kiel:
In der Landeshaupstadt Kiel beteiligte sich am 22. Juni ein breites Kooperationsbündnis am 80. Jahrestag des Gedenkens an den Überfall des Deutschen Reichs auf die Sowjetunion 1941. Schon am Vortag kamen Jugendliche im Flandernbunker zu einem ersten Workshop zu diesen historischen Ereignissen zusammen, um ihre Ergebnisse während der Gedenkveranstaltung am 22. Juni in einer kleinen Ausstellung auf dem Kieler Parkfriedhof Eichhof zu präsentieren. 172 sowjetische Opfer liegen hier bestattet, vor allem Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen, darunter 42 sowjetische Frauen und Kinder, die bei einem Bombenangriff in Kiel-Elmschenhagen ums Leben kamen.
Die Namen der Kinder und Frauen wurden von Jugendlichen auf dem Friedhof verlesen. Sie trugen zusammen mit ihrer Musiklehrerin Liliya Nabieva auch mit Liedern zu der Gedenkfeier bei.
Ansprachen hielten der stellvertretende Generalkonsul der Russischen Föderation Dmitri Ulitin, der Stadtpräsident der Landeshauptstadt Kiel Hans-Werner Tovar und der Überlebende der Leningrader Blockade Ilja Zuckerman. Es begrüßten Hans-Friedrich Möller von der Deutsch-Russischen Gesellschaft und Jens Rönnau vom Verein Mahnmal Kilian. Sie hatten die Gedenkveranstaltung zusammen mit dem Koordinierungsrat der russischsprachigen Menschen in Schleswig-Holstein organisiert. Als weitere Kooperationspartner nahmen teil: Arbeitsgemeinschaft Kieler Auslandsvereine, Attac, Internationale Ärztinnen und Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs/Ärztinnen und Ärzte in sozialer Verantwortung, Jüdische Gemeinde Kiel „Mishkan Shalom“, Kieler Friedensforum, Kieler Zarenverein, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Auch die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft und der Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus in Kiel nahmen an der Gedenkveranstaltung teil.
Die kleine Ausstellung der Jugendlichen Workshopteilnehmerinnen wanderte am selben Tag in den Flandernbunker, wo eine Diskussion zu diesem historischen Tag mit dem „Kieler Gesprächskreis NachDenkSeiten“ stattfand. Sie wurde von Manfred Marunge initiiert. Auch der Arzt Ilja Zuckerman nahm an der Diskussion teil und berichtete von der dramatischen zweieinhalb Jahre andauernden Blockade Leningrads durch die Deutsche Wehrmacht, die er als sechsjähriger Junge überlebt hatte. Mindestens eine Million Zivilisten waren dieser bewussten Aushungerung der Stadt zum Ofer gefallen. Die erschütternden Berichte Zuckermans, die von Sofya Kolomiets aus dem russischen übersetzt wurden, berührten unter den Anwesenden alle – insbesondere die jungen Menschen. Gemeinsam mit dem Verein Mahnmal Kilian wurde beschlossen, im Flandernbunker weiter zu diesem Thema zu arbeiten – ein Workshop dazu beginnt am 5. Juli um 12 Uhr und ist offen für weitere Teilnehmer*innen. Wegen des Leitgedankens, dabei verschiedene Generationen einzubeziehen, ist dieser Workshop ausdrücklich für jugendliche und erwachsene Menschen offen. Der Flandernbunker war als Befehlsbunker des Marineoberkommandos Ost ein militärischer Organisationsort des Krieges gegen die Sowjetunion.
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Gedenken am 80. Jahrestag:
Am 22. Juni 1941 überfiel das faschistische Deutsche Reich die Sowjetunion.
Öffentliche Gedenkveranstaltung in Kiel am 22. Juni 2021 auf dem Parkfriedhof Eichhof.
Öffentliche Diskussionsveranstaltung und Workshop-Ausstellung im Flandernbunker.
Planmäßig und als Bruch des „Nichtangriffspakts“ überfiel das Deutsche Reich 1941 am 22. Juni die Sowjetunion. Dieser Tag ging als schwärzester Tag in die Geschichte der UdSSR ein. Ziele waren ein menschenverachtender Vernichtungskrieg gegen die Sowjetrepubliken und den sogenannten „jüdischen Bolschewismus“ sowie die Eroberung von Gebieten für das deutsche sogenannte „Volk ohne Raum“. Militärische Gewalt, systematische Massenmordaktionen, Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft, gezieltes Verhungernlassen der Bevölkerung und Kriegsgefangener kosteten 25 Millionen Sowjetbürger*innen das Leben.
Hunderte von ihnen kamen als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie als Kriegsgefangene auch in Kiel ums Leben. Sie sind heute vor allem auf Kieler Friedhöfen bestattet, insbesondere auf dem Parkfriedhof Eichhof und dem Nordfriedhof. Mehrfach wurden Zwangsarbeiter*innen in Kiel Opfer von Bombenangriffen, weil ihnen der Aufenthalt in Bunkern verboten war. Am 24. Juli 1944 wurde eine Polizeibaracke in Elmschenhagen von einer Bombe getroffen: Mindestens 42 sowjetische Frauen und Kinder kamen dabei ums Leben. Sie sind heute auf dem Parkfriedhof Eichhof bestattet.
Durch die Initiative „Blumen für Gudendorf“, die sich um die Gedenkstätte Gudendorf kümmert, wurden für den 22. Juni dieses Jahres landesweit Gedenkveranstaltungen angeregt. In Kiel hat sich ein breites Kooperationsbündnis für einen Tag des Gedenkens zusammengetan. Um 14 Uhr beginnt auf dem „Bombenopferfeld“ auf dem Parkfriedhof Eichhof eine Gedenkveranstaltung mit dem stellvertretenden Generalkonsul der Russischen Föderation Dmitri Ulitin und dem Kieler Stadtpräsidenten Hans-Werner Tovar. Gast ist auch der Kieler Arzt und Kriegsveteran Ilja Zuckerman, der als junger sowjetischer Soldat die Blockade von Leningrad (St. Petersburg) überlebte. Jugendliche werden stellvertretend für die vielen Opfer die Namen der toten Frauen und Kinder von Elmschenhagen verlesen und mit ihrer Musiklehrerin Liliya Nabieva für einen musikalischen Rahmen sorgen.
Schon einen Tag zuvor werden die Jugendlichen an einem Workshop im Flandernbunker teilnehmen, um ihre Ergebnisse dort am Abend des 22. Juni in einer kleinen Ausstellung zu präsentieren. Anschließend findet im Bunker als Präsenzveranstaltung eine Diskussion zu diesem historischen Tag statt, die Manfred Marunge mit dem „Kieler Gesprächskreis NachDenkSeiten“ initiiert hat. Der Flandernbunker war als Befehlsbunker des Marineoberkommandos Ost ein militärischer Organisationsort des Krieges gegen die Sowjetunion.
Programm am Gedenktag, Dienstag, 22. Juni:
13.45 Uhr Treffpunkt Parkfriedhof Eichhof, Eingang Kopperpahler Allee 6 (gegenüber Polizeistation)
14.00 Uhr Gedenkveranstaltung auf dem Bombenopferfeld am Gedenkstein für die in Zwangsarbeit und Gefangenschaft umgekommenen Bürger der ehemaligen Sowjetunion. Verlesung von Opfernamen und kurze Ansprachen des stellvertretenden Generalkonsuls der Russischen Föderation Dmitri Ulitin, des Stadtpräsidenten der Landeshauptstadt Kiel Hans-Werner Tovar und des Überlebenden der Leningrader Blockade Ilja Zuckerman. Musikalische Umrahmung durch Liliya Nabieva und ihre Schüler*innen. Übersetzungen: Sofya Kolomiets.
17.30 Uhr, Flandernbunker: Eröffnung der Workshop-Ausstellung von Jugendlichen
18.00 Uhr, Flandernbunker: Diskussion zum 22. Juni 1941 mit dem „Kieler Gesprächskreis NachDenkSeiten“
Veranstalter: Deutsch-Russische Gesellschaft Kiel, Koordinierungsrat der russischsprachigen Menschen in Schleswig-Holstein, Verein Mahnmal Kilian.
Kooperationspartner: Arbeitsgemeinschaft Kieler Auslandsvereine, Attac, Internationale Ärztinnen und Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs/Ärztinnen und Ärzte in sozialer Verantwortung, Jüdische Gemeinde Kiel „Mishkan Shalom“, Kieler Friedensforum, Kieler Zarenverein, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Bilder: Gedenkstein an sowjetische Opfer des Nationalsozialismus, Parkfriedhof Eichhof. © Jens Rönnau
Weitere Infos: Hans-Friedrich Möller, Tel. 0431 – 78 61 17
E-Mail: drg.kiel.rus.hfmoeller@t-online.de
Dr. Jens Rönnau, Tel. 0431 – 936 09,
E-Mail: info@Kriegszeugen.de