Ausstellungen im Flandernbunker
„Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“ - Bomben und Munition an Land und im Meer, unterschiedlichste Traumata durch Krieg und Gewaltherrschaft vom Zweiten Weltkrieg bis heute. Bis 13. August 2023.
„Der lange Weg. Aus Vergangenheit lernen – Zukunft gestalten“ - Kollektivtrauma Verfolgung und Integrationsprozesse - zur Geschichte der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein. Eröffnung 5.10. um 19 Uhr. Bis 30. Oktober 2022.
"Junge Eingriffe in alte und neue Geschichte" - Bilder, Objekte und Filme von Schülerinnen und Schülern zu Krieg und NS-Geschichte. Bis 23. Dezember 2022.
"Bunker - Bomben - Menschen" - Zeitzeugenberichte und Hintergrundinformationen zu Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in Kiel. Bis 23. Dezember 2022.
"Erinnerungen an 'Kilian' " - Bilder, Dokumente, Konzepte zur Ruine des U-Bootbunkers Kilian. Bis 23. Dezember 2022.
Die Ausstellung
Zum internationalen Antikriegstag am 1. September eröffnete der Verein Mahnmal Kilian seine Ausstellung „Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“. Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt läuft seitdem für ein Jahr bis zum 13. August 2023. Es zeichnet ein vielfältiges Bild der Themen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die sich aus Krieg und seinen Folgen ergeben: Für das Räumen und Unschädlichmachen der rund 2 Millionen Tonnen von alten Kampfmitteln – Bomben, Munition und chemische Kampfstoffe an Land und im Meer. Nicht nur die steigende Explosionsgefahr zwingt zu schnellem Handeln, sondern auch die zunehmende Freisetzung von Giften in das Erdreich und in die Meere, Flüsse und Seen – denn Altmunition wurde überall verklappt.
Die anderen Hinterlassenschaften lauern versteckt in den Köpfen der Menschen: Unterschiedlichste Traumata durch Krieg und Gewaltherrschaft vom Zweiten Weltkrieg bis heute. Da sind die Überlebenden von Bombenangriffen, die Geflüchteten oder Kriegsvergewaltigten. Da sind die Angehörigen und Nachkommen der Verfolgten und Ermordeten Juden, Sinti und Roma oder der Widerständler*innen. Da sind die Soldaten, die, wenn sie den Krieg überleben, oftmals nach und nach zu „Kriegszitterern“ werden – spastische Bewegungen und panische Angstzustände belasten rund 20 Prozent der Soldat*innen, die aus Kriegen zurückgehrt sind. In Erzählungen, Bildern und Videos kommen sie in der Ausstellung zu Wort. Zusätzlich werden unterschiedliche Kunstwerke und Gedichte als kreative Reflexe all der Belastungen gezeigt.
Die Ausstellung ist bis zum 13. August 2023 täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 4,- Euro / 3,- Euro.
Die Veranstaltungen
Am 5. Oktober wird um 19 Uhr im Flandernbunker eine Wanderausstellung im Rahmen der Hauptausstellung eröffnet, die sich dem Schicksal der Sinti und Roma widmet. Seit Jahrhunderten wurden sie hierzulande verfolgt, in Osteuropa noch heute. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie zu Hunderttausenden ermordet. Zur Eröffnung gibt es unter dem Motto „Kollektivtrauma Verfolgung – Angst – Empowerment. Der lange Weg der Sinti und Roma zur gesellschaftlichen Anerkennung“ eine Diskussion mit Matthäus Weiß, Nicole Henning, Rolf Schlotter und Berry Paskowski vom Verband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Schleswig-Holstein, Moderation Dr. Jens Rönnau, Kurator der Ausstellungen. Gruppen und Schulklassen können im Rahmen der Ausstellung kostenfreie Führungen und Workshops buchen.
Ein mehr oder weniger permanentes und latentes Trauma ist die gesellschaftliche Furcht vor einem Atomkrieg. Dieser Angststrategie und ihren möglichen Folgen sind in Kooperation mit dem IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung) mehrere Veranstaltungen gewidmet: Am Mittwoch, den 12. Oktober, spricht Prof. Dr. Klaus-Dieter Kolenda um 19 Uhr zum Thema „Ukraine-Krieg: Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen wieder real - und was das für uns bedeutet“. Denn seit Beginn des Ukraine-Krieges ist die Gefahr eines Atomkriegs in Europa wieder real, wahrscheinlich größer als irgendwann seit der Kuba-Krise 1962. Der Referent, Jahrgang 1941, erlebte die Kuba-Krise als junger Medizinstudent und ging seit dem Ende des Ersten Kalten Krieges davon aus, dass diese Gefahr heute gebannt ist. Doch jetzt ist das Gespenst eines Atomkriegs wieder da. Der Vortrag nimmt Bezug auf neueste Untersuchungen zu den Auswirkungen eines begrenzten Atomkriegs.
Am 19. Oktober wird um 19 Uhr auf ein Beispiel jüngerer Kriegstraumata geblickt: „Wenn Krieg krank macht – Soldatentraumata“ heißt es in einem Vortrag samt Diskussion mit dem Afghanistan-Veteran Rüdiger Hesse. Er war in verschiedenen Einsätzen der Bundeswehr im Ausland, darunter zuletzt mehrfach in Afghanistan. Seitdem leidet er zunehmend unter spastischen Gesichtslähmungen und Schlaflosigkeit. Als er einmal vor einem Badebesuch an der Ostsee Bundeswehr-Sonnenkreme benutzte, versetzte ihn der Geruch in rasende Angstzustände – eine Folge seines Traumas aus den Kriegseinsätzen in Afghanistan. Hesse ist Vorstandsmitglied im Verein Combat Veteran und kämpft um öffentliche Anerkennung und um Unterstützung als Kriegsversehrter.
Am Reformationstag, Montag, den 12. Oktober, wird um 19 Uhr der britische Zeichentrickfilm „Wenn der Wind weht“ gezeigt. Die Story des Films basiert auf dem Comic „Strahlende Zeiten“ des Zeichners Raymond Briggs. Der Film zeigt eindringlich und anschaulich die Folgen einer Atombombenexplosion für die Bevölkerung, so dass dem Zuschauer das anfängliche Schmunzeln über das ältere Ehepaar, das im Mittelpunkt steht, schnell vergeht. Anschließend wird eingeladen zur Diskussion mit Prof. Dr. Klaus-Dieter Kolenda von der IPPNW-Gruppe Kiel.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, es wird um eine Eintrittsspende gebeten.