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Ende des Lockdowns: Flandernbunker wieder geöffnet


Texte in Flaschen und Weckgläsern - Installation von Nine Gerhard im Flandernbunker
„War mein Opa Nazi?“ fragt Julia Görke mit dem Gemälde ihres Großvaters in Wehrmachtsuniform

Nach dem langen Lockdown öffnet der Flandernbunker ab Sonntag wieder seine schweren Eisentüren. Von Montag bis Freitag ist der historische Ort zwischen 11 und 15 Uhr geöffnet, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Damit können - unter Einhaltung der Hygienevorschriften - wieder alle Ausstellungen im Bunker direkt besucht werden: Die Dauerausstellung zur NS- und Kriegsgeschichte, sowie die Ausstellungen zur ehemaligen Ruine des U-Bootbunkers Kilian und zum Thema Flucht. Insbesondere sind auch die aktuellen Wechselausstellungen geöffnet, die Ende April abgebaut werden: Die Ausstellung "War mein Opa Nazi" hat zahlreiche Besucher angezogen und animierte viele Menschen, sich um die Geschichte der eigenen Familie zu kümmern.

Noch gar nicht durfte bislang Ausstellung "Konfliktlandschaften" betreten werden, die am 27. Januar ohne Publikum eröffnet worden war. Studierende und Lehrende der Universität Osnabrück besuchten 2019 die KZ-Gedenkstätten um Auschwitz und Krakau und näherten sich diesen Orten des Grauens künstlerisch mit Grafik-Novels, Gemälden, Videos und Installationen. So dürfen Besucher die Bilder von Ella Malin Visse nun selbst mit dem Föhn erwärmen und entdecken, was sich unter den Thermochromatischen Lackschichten verbirgt. Details ehemaliger Konzentrationslager wie Auschwitz oder Płaszów, wo auch der Film Schindlers Liste gedreht wurde, kommen so geheimnisvoll zum Vorscheinen – und verschwinden beim Erkalten wieder. Es geht der Künstlerin dabei ganz real wie auch symbolisch um den Prozess des "Erinnern und Vergessens". In diesem Sinne kann man auch versuchen herauszufinden, welche Texte sich in den Flaschen und Weckgläsern der Installation von Nine Gerhard befinden.

Liebliche Aquarelle von Landschaft und alten Villen zeigt Andreas Brenne - doch trügt der schöne Schein, denn es sind Bilder vom einstigen KZ-Gelände Plaszów - eine der Villen war Sitz des Kommandanten Amon Göth, der vom Balkon aus willkürlich Gefangene zu erschießen pflegte. Ähnlich mag es den Betrachtern mit den Geschichten der Graphic Novels von Iwona Sasinska ergehen: Sie illustriert die Berichte ihrer Großmutter, die in einem Dorf bei Krakau während des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen war. Die Ausstellungsbesucher sind auch eingeladen, der Installation von Helene Baldursson ein winziges Steinchen zu entnehmen und es sich in den Schuh zu legen. Die Steinchen stammen aus Auschwitz und Birkenau – in einer Rückantwort an die Künstlerin kann man dann mitteilen, wo der Schuh gedrückt hat.

Abends ist in zwei Fenster-Videos – pandemiegerecht – auch ein Teil der Ausstellung außen vor dem Flandernbunker zu erleben. So führt der Kurator Ruppe Koselleck in einem 15-minütigen Video durch die Ausstellung, wo er auch eine eigene Präsentation von Fundstücken arrangiert hat. In einem anderen Film begeht Sarah Büchel das KZ-Gelände von Plaszów. Ihr dabei immer wieder gesprochener Satz "Das Leben ist wertvoll!" tönt nun fremdartig aus dem Bunker heraus. Die Videos laufen bis zum 24. April täglich von 18 bis 22 Uhr. Kiel, Flandernbunker, Kiellinie 249. www.mahnmalkilian.de

Ausstellungen im Flandernbunker im März 2021:

"War mein Opa Nazi?" - künstlerische Positionen zu einer historischen Frage.
Bis 18. April.

„Konfliktlandschaften - künstlerische Installationen von Studierenden und Lehrenden der Universität Osnabrück zu den Gedenkstätten Auschwitz, Plasów und Birkenau.
Bis 18. April.

„Sprechblasen für die Menschlichkeit“ - Comics der syrischen Zeichner Hala Ismaeil und Ziead Zankello, Kooperation mit Amnesty International.
Bis 31. Mai.

"Bunker - Bomben - Menschen" - Zeitzeugenberichte und Hintergrundinformationen zu Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in Kiel.
Bis 20. Dezember.

"Junge Eingriffe in alte und neue Geschichte" - Bilder, Objekte, Filme von Schüler*innen der Kieler Hebbelschule zu Krieg und NS-Geschichte.
Bis 20. Dezember.

"Erinnerungen an 'Kilian' " - Bilder, Dokumente, Konzepte zur Ruine des U-Bootbunkers Kilian.
Bis 20. Dezember.

 

 

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