Flandernbunker aussen Seitenansicht Sommer web

Drei Führungen zur Kieler Woche

und fünf Ausstellungen im Flandernbunker im September 2020

Sonntag, 6. September 2020, 11.30 Uhr:
Kieler-Woche-Sonderführung durch den Flandernbunker zur Kieler Kriegsgeschichte, den aktuellen Ausstellungen und der Geschichte der Segelwettbewerbe. Kiellinie 249, Kiel.

Mittwoch, 9. September 2020, 15.00 Uhr:
Kieler-Woche-Sonderführung durch den Flandernbunker zur Kieler Kriegsgeschichte, den aktuellen Ausstellungen und der Geschichte der Segelwettbewerbe. Kiellinie 249, Kiel.

Sonntag, 13. September 2020, 11.30 Uhr:
Kieler-Woche-Sonderführung durch den Flandernbunker zur Kieler Kriegsgeschichte, den aktuellen Ausstellungen und der Geschichte der Segelwettbewerbe. Kiellinie 249, Kiel.

Führungen im Flandernbunker laufen auch in Corona-Zeiten – und erst recht zur Kieler Woche! Unter Wahrung der Pandemie-Auflagen bietet der Verein Mahnmal Kilian zur Kieler Woche drei Sonderführungen an. Jeweils an den Sonntagen am 6. und 13. September sowie am Mittwoch, den 9. September um 15 Uhr heißt es um 11.30 Uhr „Kieler-Woche-Führung durch den Flandernbunker“. Dabei geht es nicht nur um die Geschichte des Bunkers im zweiten Weltkrieg, sondern auch die Rolle der Marine in Kiel und ihre historische Bedeutung für die Entwicklung der Kieler Woche.

Es können zudem jederzeit Sonderführungen für Gruppen gebucht werden. Grundthemen der Führungen sind neben den laufenden Ausstellungen die historischen Hintergründe des Nationalsozialismus und des Militarismus in Kiel sowie die Rolle des Flandernbunkers als Kommandozentrale und Schutzraum im Zweiten Weltkrieg. Die Gruppen bleiben bei den Führungen auf 20 Personen beschränkt, gegebenenfalls wird eine Parallelführung angeboten. Im Flandernbunker besteht Mund-Nasenschutzpflicht und das Abstandsmindestgebot. Eine Anmeldung für die Sonntags-Führungen ist nicht nötig, wird aber zur besseren Planung des Vereins mit Angabe des Namens und der Personenzahl empfohlen unter Telefon 0431 – 260 630 9 oder per E-Mail unter info@Kriegszeugen.de . Gruppen können zu jeder anderen Zeit Sonderführungen buchen.

 

Aktuell sind im Flandernbunker fünf Ausstellungen zu sehen: zwei Sonderausstellungen und drei Dauerausstellungen.

Bis zum 1. November wird die Sonderausstellung „Sprechblasen für die Menschlichkeit“ in Kooperation mit Amnesty International gezeigt. Zu sehen sind Comics der syrischen Zeichner Hala Ismaeil und Ziead Zankello. Rund 50 Karikaturen und Cartoons zeigt das Künstlerpaar, das aus Aleppo stammt und 2015 den klassischen Weg so vieler Flüchtlinge bewältigte: in die Türkei, mit dem Schlauchboot nach Griechenland auf die Insel Samos, von dort nach Athen, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich, dann über Hamburg und Reinfeld nach Boostedt, drei Wochen Kaserne, dann eine Asylanten-WG in Büdelsdorf. Heute lebt das junge Ehepaar mit anerkanntem Asylstatus in Rendsburg – und zeichnet Comics. Beide sind Profis, haben in Aleppo Kunst und Visuelle Kommunikation studiert. Beide unterrichten heute, leben teils noch von öffentlicher Unterstützung, beide wollen da raus, wollen sich durch ihren kreativen Beruf selbst finanzieren. Als erste Kieler Schule hatte die Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule im August einen Workshop für das Comic-Zeichnen im Rahmen des Philosophieunterrichts zum Thema Diskriminierung und Ausgrenzung gebucht. Es waren Projekttage zur Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler zum Thema Alltagsrassismus und zur Stärkung der Zivilcourage, gefördert durch Projektmittel „Vielfalt tut gut, Kieler Jugend für Toleranz und Demokratie 2020“. Bevor der Workshop „Comics für Zivilcourage – Comics gegen starre Bilder im Kopf“ an der Schule begann, erfuhren die Schülerinnen und Schüler historische Hintergründe dazu bei einer Führung durch den Flandernbunker.

Schon seit 2014 geben Hala Ismaeil und Ziead Zankello das „FASCHAL.Magazin“ heraus. Faschal bedeutet Scheitern. „Es gibt keinen Grund, sich für ein Scheitern zu schämen, solange wir nicht aufgeben und weitermachen“, sagt das Künstlerpaar. Das Monatsmagazin erschien zunächst in arabischer und türkischer Sprache, heute in Arabisch und Deutsch. Die Sprache der Comics wählen sie, „weil unsere Generation nicht liest“, weil Bilder schneller zu verstehen sind. Mit ihren Bildern erzählen sie wahre syrische Geschichten, erzählen von unterdrückter Meinungsfreiheit, von Gefängnis und Folter, von Widerstand, Waffen und Gewalt, von der Suche nach Gerechtigkeit und einem menschlichen Wertesystem in einem arabischen Land, dessen Weg in die Demokratie erstickt worden ist. Doch sie bleiben nicht in ihrer kriegszerrütteten Vergangenheit stehen, blicken auch mit kritisch-ironischem Blick in unsere Konsumgesellschaft, auf die negativen Auswirkungen der Technologie, auf soziale Phobie, weil diese Erscheinungen in der heutigen Gesellschaft beitragen zum Scheitern in Bezug auf das soziale Leben, auf Familie und Arbeit.

Bei der Flucht über die Ostsee 1945 war der Kieler Flandernbunker eine militärische Schaltzentrale zur Koordination. Heute ist er Diskursort der Erinnerungskultur für Frieden und Völkerverständigung. Nicht zum ersten Mal hat Amnesty International dort nun um Asyl für die Kunst gebeten, um eine Ausstellung für junge Künstler, die heute als Asylanten in Schleswig-Holstein leben.

 

Die Ausstellung "War mein Opa Nazi?" wurde bis zum 18. April 2021 verlängert. Viele Menschen fühlen sich von der dahinterstehenden Fragestellung persönlich angesprochen und befragen auch ihre Familiengeschichte. Die Erkenntnis, dass niemand für die Vorgeschichte in seiner Familie die Verantwortung trägt, kann dabei helfen. Aber das Eintauchen in die Vergangenheit der eigenen Familie kann mitunter auch helfen, eigene Umstände besser zu verstehen. Die Ausstellung zeigt künstlerische Positionen zu diesem Thema – und ermöglicht damit auch einen gewissen Abstand zu den Tatsachen der Vergangenheit. Zu sehen sind Positionen von zehn Künstlerinnen und Künstlern, die sich der unbequeme Frage bezüglich ihrer Vorfahren gestellt haben. Sie konnten sehr kreative Antworten dazu entwickeln, die mal direkt Momente der Geschichte aufgreifen, mal symbolisch oder im übertragenen Sinne an das Thema herangehen. So hat die Künstlerin Renate Basten halbabstrakte Rundbilder für die Ausstellung geschaffen, die sich mit ihrer persönlichen Vergangenheit befassen: Sie hat teilweise jüdische Vorfahren, weshalb der eine ihrer Großväter auch nach dem Ende von Nazidiktatur und verordnetem Rassenwahn nichts von seiner Enkeltochter wissen wollte. Alina Callsen macht ihre eigene Wohnung zum Thema: Sie entdeckte dort bei ihrem Einzug nicht nur ein Paket Waschpulver ihres Vormieters, sondern auch braun gestrichene Wände und weiß gewaschene Wäschestücke. Die Malerin Julia Goerke zeigt nicht nur ein Portrait ihres Großvaters in Wehrmachtsuniform, sondern dazu ein scheinbar neutrales Bild mit blauen und weißen Senkrechtstreifen – ein Kombination, die eine starke Spannung zwischen Wissenwollen und Interpretation erzeugt.

 

Die Ausstellung "Junge Eingriffe in alte und neue Geschichte" ist direkt in die aktuelle Ausstellung „Bunker – Bomben – Menschen“ integriert. Zu sehen sind Objekte von Schülerinnen und Schülern der Kieler Hebbelschule zu Krieg und NS-Geschichte sowie einen Film, der symbolisch positive Haltungen junger Menschen zu den "Bad News" aus Geschichte und Gegenwart zum Thema hat. Darüber hinaus hat ein Kunstkurs der Hebbelschule sich mit den Themen Bomben sowie Gewalt als Sprengstoff in der Sprache auseinandergesetzt und dies in Bilder und Objekte umgesetzt, die ebenfalls im Mittelgeschoss des Flandernbunkers zu sehen sind.

Die Ausstellung "Bunker - Bomben - Menschen" zeigt anhand von Zeitzeugenberichten die Entwicklung des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs in Kiel. "Erinnerungen an 'Kilian' " schließlich zeigt Bilder, Dokumente und Konzepte zur Ruine des U-Bootbunkers Kilian, der heute als Denkmal leider nicht mehr vorhanden ist - um seine Existenz war im vergangenen Jahrhundert 16 Jahre lang gerungen worden.

 

Eintritte: Für Einzelpersonen kostet die Teilnahme an einer Sonntags-Führung 6 Euro, ermäßigt 4 Euro einschließlich Eintritt. Eine Sonderführung für Gruppen kostet 30 Euro plus 4 Euro je Person, ab 13 Personen 3 Euro je Person. Der reguläre Eintritt ohne Führung kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt. Für Schulklassen und Jugendgruppen sind Führungen und Workshops durch ein Kooperationsprojekt mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung 2020 kostenfrei.

 

Ausstellungen im Flandernbunker im August 2020:

„Sprechblasen für die Menschlichkeit“ , Comics der syrischen Zeichner Hala Ismaeil und Ziead Zankello, Kooperation mit Amnesty International. Bis 1. November.

"War mein Opa Nazi?" – Künstlerische Positionen zu einer historischen Frage. Bis 18. April 2021.

"Bunker - Bomben - Menschen", Zeitzeugenberichte und Hintergrundinformationen zu Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in Kiel. Bis 20. Dezember.

"Junge Eingriffe in alte und neue Geschichte", Bilder, Objekte, Filme von Schüler*innen der Kieler Hebbelschule zu Krieg und NS-Geschichte. Bis 20. Dezember.

"Erinnerungen an 'Kilian' ", Bilder, Dokumente, Konzepte zur Ruine des U-Bootbunkers Kilian. Bis 20. Dezember.

 


„Sprechblasen der Menschlichkeit“: Szenen des Alltags in Comicform von den syrischen Zeichnern Hala Ismaeil und Ziead Zankello. (© Jens Rönnau)

„Sprechblasen der Menschlichkeit“: Szenen des Alltags in Comicform von den syrischen Zeichnern Hala Ismaeil und Ziead Zankello. (© Hala Ismaeil, Ziead Zankello)

Großvater-Portrait und Streifenbild von Julia Goerke in der Ausstellung „War mein Opa Nazi?“ (© Jens Rönnau)

Führungen im Flandernbunker, hier mit einer 9. Klasse der Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule Kiel (© Jens Rönnau)

Zurück